Platzmann Open 2023: Ajdukovic mit Außenseiter-Triumph

Kroate gewinnt die 3. Auflage des Turniers

Sieger Duje Ajdukovic mit den Ballkindern des Turniers. © Thomas Machatzke

Der Centre-Court der Platzmann-Open am Lüdenscheider Stadtpark ist ein gutes Pflaster für Tennisspieler vom Balken: Ein Jahr nach dem Triumph des serbischen Qualifikanten Hamad Medjedovic gewann nun der 22-jährige Kroate Duje Ajdukovic die dritte Auflage der Platzmann-Open. Für Ajdukovic war es der erste Turniersieg bei einem ATP-Challenger-Turnier überhaupt.

Lüdenscheid – Nach dem Matchball schüttelte der 22-Jährige aus Split leise den Kopf. Ganz so, als ob er es gar nicht recht fassen konnte. Und dann herzte und umarmte er die Besatzung des Ilcev-Grillstandes von der Turniermeile, die auf den letzten Metern des Turniers mächtig Stimmung gemacht hatte für den Außenseiter. Keine Frage: Ajdukovic hatte in der Woche am Stadtpark auch neue Freunde gewonnen.

7:5 und 6:4 hatte Ajdukovic im Finale den Bolivianer Hugo Dellien niedergehalten. In einem Match, das in den Spielstatistiken im Internet mit 91 Minuten Spielzeit auftauchen wird. In Wirklichkeit aber hatte es fast dreieinhalb Stunden gedauert vom ersten Aufschlag bis zum Matchball. Der Regen hatte sich wie so oft in der Turnierwoche eingemischt wie ein ungebetener Gast, den man einfach nicht loszuwerden weiß. Um 15 Uhr hatte das Finale auf dem Centre-Court begonnen, um 16.15 Uhr führte Ajdukovic 7:5 und 4:3, als nichts mehr ging. Regen, Sturm, der Platz war binnen zehn Minuten eine Pfützenlandschaft, manche Zuschauer auf den beiden vollbesetzten Tribünen flüchteten auf die Turniermeile, viele harrten aus angesichts des Unwetters und gingen erst, als der Regen nachließ.

Wenn man so wollte, war es das Finale, das die Turnierwoche abrundete. Regen am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag hatten es fraglich erscheinen lassen, ob es überhaupt einen Sieger der dritten Auflage geben würde. „Am Donnerstag habe ich nicht mehr geglaubt, dass wir das hinkriegen“, sagte Turnierdirektor Rogier Wassen bei der Siegerehrung. Der Freitag mit 20 Spielen an nur einem Tag rettete die Platzmann-Open.

Am Samstag warteten nur noch die Halbfinals und Endspiele im Einzel und Doppel. Nur noch… Ajdukovics Semifinale gegen den Italiener Raul Brancaccio war schnell vorbei, weil Brancaccio im zweiten Satz verletzt aufgab. Nebenan auf dem Centre-Court aber entwickelte sich das vielleicht packendste Match der gesamten Turnierwoche zwischen Benoit Paire und Hugo Dellien. Der an drei gesetzte Franzose hatte sich den ersten Satz im Tiebreak geholt. Im zweiten Satz lag er mit einem Break vorne und hatte Spielbälle zu einem zweiten Break. Aber das reichte nicht für den Favoriten. Die Partie sollte noch kippen.

Paire contra Dellien war auch das Duell eines Künstlers gegen einen wackeren Arbeiter. Paires Serve-und-Volley-Spiel war so sehenswert wie seine Stopbälle. Ein Hüne mit viel Ballgefühl. Doch je länger die Ballwechsel dauerten, je mehr Dellien den Franzosen in lange Grundlinienduelle verwickelte, desto höher war die Erfolgsquote des Bolivianers. So holte er sich den zweiten Satz 6:4 und war damit auf der Siegerstraße. Paire haderte, gewährte dem Publikum eine kostenlose Lehrstunde in „Fluchen auf Französisch“ und hatte dessen Gunst trotzdem auf seiner Seite. Ein Break Delliens beantwortete er mit einem Rebreak, ließ sich dann aber erneut breaken und schickte aus purem Ärger nicht einen, sondern gleich zwei Tennisbälle in Richtung Turniermeile. Dellien blieb in diesem emotionalen Moment Paires ganz kühl und gewann den dritten Satz 6:3. Zwei Stunden und 14 Minuten hatte das gedauert. Und danach – nach dem dritten Match binnen zwei Tagen – hatte sich Dellien 120 Minuten Pause bis zum Finale verdient. Nur 120 Minuten.

Vielleicht war es ein Stück weit im Endspiel auch eine Frage der Kraft, denn Kraft gekostet hatte Delliens Sieg gegen Paire allemal. Ajdukovic wirkte frischer, seine Grundschläge waren präzise, lange Grundlinienduelle machten ihm nichts aus, im Gegenteil. Und so ließ es sich auch durch das Regenbreak nicht die Butter vom Brot nehmen. Die 4:3-Führung vor der Fortsetzung gegen Dellien war eine Führung mit einem Break Vorsprung. Ajdukovic musste nach der Pause also nur noch zweimal seinen Aufschlag durchbringen und tat dies auch – und damit hatte er den Turniersieg und 16.020 Euro Preisgeld sicher. Dellien blieben für die Finalteilnahme 9.415 Euro Gewinn und der kleinere Pokal.

Die Doppel-Konkurrenz der dritten Auflage entschieden der 31-jährige Schweizer Luca Margoli und der argentinische Publikumsliebling Santiago Rodriguez Taverna für sich. Im Finale setzten sich die beiden 7:6 und 6:4 gegen das deutsche Duo Jakob Schnaitter und Kai Wehnelt durch. Auch diese Partie hatte beim Stande von 7:6, 2:1 für Margoli und Rodriguez Taverna unterbrochen werden müssen und wurde erst nach dem Einzel-Finale am Samstagabend, nun auf dem Centre-Court, zu Ende gespielt. Schnaitter und Wehnelt gelang direkt ein Rebreak. Bis zum 4:4 im zweiten Satz schienen sie alle Chancen zu haben, den Matchtiebreak zu erzwingen, doch dann gab Schnaitter seinen Aufschlag mit zwei Doppelfehlern in Folge ab. Die Chance ließen sich Margoli und Rodriguez Taverna nicht nehmen. 

Die Turniersieger hatten am Vormittag das Duo Rovery Sidney/Santillan in drei Sätzen ausgeschaltet. Schnaitter/Wehnelt waren gegen Bergevi/Veldheer nach verlorenem ersten Satz ins Match zurückgekehrt und hatten sich ebenfalls im Matchtiebreak durchgesetzt. Klar, dass sie Sympathien des Publikums im Finale auf Seiten der Deutschen waren (trotz Rodriguez Taverna), doch wie vor einem Jahr bei Fabian Fallert und Hendrik Jebens reichte es am Ende nicht ganz für den großen Triumph im eigenen Land.

So hießen die Sieger des Tages Duje Ajdukovic, Luca Margoli, Santiago Rodriguez Taverna und Rogier Wassen. Der Turnierdirektor hatte sein Match gegen den Sauerländer Regen mit Hilfe von Dominik Mertgens und einem unermüdlichen Team, das die Courts immer wieder aufbereitet hatte, letztlich doch noch gewonnen. „Eine komplizierte Woche war es“, stellte Pressesprecher Daniel Hoffmann bei der Ehrung der Doppelsieger fest. Schöner hätte man es wohl nicht auf den Punkt bringen können…

Text: come-on.de/Thomas Machatzke

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