6. Kamen Open: Frohnatur Svyatoslav Gulin gewinnt

Erster Profititel für den 20-jährigen Russen

Von links: Manfred Wiedemann (stellvertr. Bürgermeister Stadt Kamen), Hynek Barton (Finalist), Jürgen Eilert (2. Vorsitzender VfL Tennis 1929 Kamen), Robert Hampe (WTV-Präsident). © WTV

Die rund 250 Zuschauer wurden am Sonntagmittag auf der Anlage des VfL Tennis 1929 Kamen nicht enttäuscht. Svyatoslav Gulin heißt der Sieger der 6. Kamen Open. Das Preisgeld in Höhe von rund 2.150 US-Dollar, Pokal und Siegersekt gingen am Ende verdient an den sympathischen Russen. Um am Ende seinen ersten Titel auf der Herren-Profitour feiern zu können, war für ihn allerdings eine Menge Arbeit nötig.

Sein Gegner, der favorisierte Tscheche Hynek Barton (ATP 610), startete dynamischer und mit einer 4:1-Führung ins Match, die er bis zum Satzgewinn (6:2) nicht mehr abgab. In Satz 2 sahen die Zuschauer ein stetiges Auf und Ab und viele Aufschlagverluste auf beiden Seiten. Gulin (ATP 758) setzte in den entscheidenden Punkten alles auf eine Karte und holte sich so den 2. Durchgang (6:4). Spätestens als sich Barton zu Beginn des 3. Satzes am gezerrten Oberschenkel behandeln lassen musste, schlug das Pendel endgültig auf die Seite von Gulin. Dieser verwickelte seinen Gegner nun in lange kraftraubende Rallys und zog seinem Kontrahenten die letzten Reserven aus dem Tank. Seinen Erfolg feierte er mit einem Tänzchen, einem Urschrei und einem breiten Grinsen – 2:6, 6:4, 6:2. Als er wenig später im Siegerinterview verlauten ließ, dass er die Woche in Kamen und seinen bisher größten persönlichen Erfolg für immer in Erinnerung behalten werde, nahm man ihm das sofort ab.

Doch was bedeutet der Sieg bei den Kamen Open für einen Spieler wie Gulin? Zunächst wird er in der Weltrangliste gut 100 Plätze auf Platz 650 gutmachen. Seinem Ziel, die Top 200 zu erreichen und mit dem Tennissport „gutes Geld zu verdienen“, kommt er damit ein Stück näher. Die nächsten Wege führen ihn nun u.a. zum Turnier nach Marburg und danach für den LTTC Rot-Weiß Berlin in die 2. Bundesliga Nord. Die Hoffnungen des Bergkamener Trainers Oliver Richter auf einen „Heimsieg“ seines Akteurs Hynek Barton erfüllten sich indes nicht. Barton wird nach anstrengenden Wochen und seiner Zerrung im Oberschenkel wohl erstmal eine Zwangspause einlegen müssen.

Turnier könnte wachsen

Die 6. Austragung der Kamen Open könnte die bisher beste gewesen sein. Allen voran die Profis aber auch die Organisatoren, Veranstalter und die vielen Helfer des Vereins haben einen hervorragenden Job gemacht. Es wird darüber diskutiert, in Zukunft ein sogenanntes Combined-Event mit den Damen auszutragen. Spruchreif ist noch nichts. Auch der Deutsche Tennis Bund und der Weltverband ITF haben da noch ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Spätestens in diesem Jahr wurden die Voraussetzungen für eine Weiterentwicklung in der Zukunft geschaffen. 

Daily News, Sonntag 02.07.

Die Finalisten, die am Sonntag um 11:00 Uhr das Finale der 6. Kamen Open bestreiten werden, stehen fest. Zunächst setzte sich der Russe Svyatoslav Gulin (ATP 758) im ersten Halbfinale gegen den niederländischen Qualifikanten Niels Visker (ATP 1.091) mit 5:7, 6:4, 6:1 durch. Im Anschluss besiegte der 19-jährige Tscheche Hynek Barton (ATP 610) den letzten im Turnier verbliebenen Deutschen, Tom Gentzsch (ATP 710) in einem packenden Match mit 7:6, 7:5. Und trotzdem gibt es eine kuriose Möglichkeit, wie der Titel doch indirekt in Kamen bleiben könnte.

Beide Sieger hatten allerdings erstmals in dieser Turnierwoche wetterbedingte Widerstände zu überstehen. Wind und immer wieder einsetzender Nieselregen machten das Spiel nicht unbedingt zu einem Vergnügen. Fest steht: Die beiden besten Akteure der letzten sechs Tage stehen verdientermaßen im Endspiel.

Hynek Barton darf dabei am Sonntag auf jeden Fall auf einen Heimvorteil hoffen. Ausgerechnet er wird in dieser Woche vom Oberadener Oliver Richter gecoacht. Richter, mittlerweile 57 Jahre alt und Inhaber eine Tennisschule, lernte das Tennisspielen beim VfL Tennis 1929 Kamen und spielte in den 80er-Jahren in der Westfalenliga für den VfL. Zum Sportstudium verschlug es ihn nach Bayreuth. Und dort lebt er bis heute. Für den Bayerischen Tennis-Verband betreute er auch schon Ex-Profis und Davis Cup-Spieler wie Florian Mayer, Daniel Brands oder auch Kevin Krawietz. Nebenbei managt er die 1. Herren-Mannschaft des TC GW Bayreuth in der Bayernliga. Hierüber kam auch der Kontakt zu Talent Hynek Barton zustande. Ausgestattet mit einer Wildcard und eingeladen von Coach Richter reiste der Jungprofi aus Belgrad, über Wien, Prag und Bayreuth nach Kamen. Hier wohnen beide im Elternhaus des Trainers, der entsprechend stolz ist, vor so vielen Freunden in der Heimat seinen Schützling bis ins Finale gecoacht zu haben. Barton scheint die familiäre Atmosphäre Flügel zu verleihen. Ohne Satzverlust und mit viel Kamener Unterstützung geht es nun ins Finale gegen Svyatolsav Gulin.

Auch der 20-jährige Russe hat einen deutschen Background. Seit Beginn des Ukraine-Krieges lebt ein Großteil seiner Familie in Berlin. Dass er mittlerweile nicht mehr unter russischer Flagge startet, ist ihm recht. Schließlich hat ihm laut eigener Aussage der russische Tennisverband in der Vergangenheit die Förderung verweigert und Preisgelder einbehalten. So oder so darf man beiden im Finale die Daumen drücken.

Daily News, Samstag 01.07.

Ein Blick auf die Halbfinalpaarungen am Samstag offenbart, dass die 6. Kamen Open als Internationale Westfälische Meisterschaften der Herren ihrem Namen alle Ehre machen. Vier Spieler aus vier Nationen wollen am Sonntag den Pokal und das Preisgeld mit nach Hause nehmen. 

Staunende Blicke, Raunen, Applaus! Die Kamen Open bieten den Zuschauern auch in diesem Jahr Spitzensport. Das steht nach 52 von insgesamt 55 Matches bereits fest. Jetzt liegt es an Hynek Barton (ATP 610), Niels Visker (ATP 1.091), Svyatoslav Gulin (ATP 758) und Tom Gentzsch (ATP 710), dem Ganzen am Samstag und Sonntag sportlich das Sahnehäubchen aufzusetzen. Der Tscheche Barton und der Niederländer Niels Visker fühlen sich in Kamen schon wie zu Hause. Seit Montag waren sie in der Qualifikation gefordert und haben schon fünf siegreiche Matches in den Knochen – mit breiter Brust inklusive.

Einzig gesetzter Akteur im Halbfinale ist der Duisburger Tom Gentzsch. Spätestens am Samstag wird auch ein Großteil der Zuschauer auf seiner Seite sein. Und wenn man dann auch noch zu Hause übernachtet und die Familie in Reihe 1 unterstützt, kann man definitiv von einem Heimvorteil sprechen. Svyatoslav Gulin wird das wenig interessieren. Seine liebste Beschäftigung neben dem Platz ist es, mit seinen Kumpels rauszugehen. Nach seinem Erfolg im Viertelfinale gab es zur Belohnung eine Tüte Kartoffelchips. Doch Vorsicht: Der sympathische Russe schlug in den vergangenen Wochen reihenweise Spieler, die weit vor ihm in der Weltrangliste platziert waren.

Kamen Open werden dem Ruf als Sprungbrett gerecht

Exakt 20 Jahre lautet der Altersschnitt der vier Halbfinalisten. Allein schon deswegen wird das Turnier dem Ruf als Sprungbrett gerecht. Dabei kann es schon etwas despektierlich sein, die Athleten, auch wenn sie jederzeit wieder in Kamen willkommen sind, mit einem „bis nächstes Jahr“ zu verabschieden. Denn selbstverständlich wollen alle in der Weltrangliste weiter nach oben. Die obligatorischen Top 100 und die Grand Slams sind das Ziel. Zahlreiche vorherige Sieger in Kamen haben es ihnen schließlich vorgemacht. Vielmehr müssen die Stadt Kamen, der Westfälische Tennis-Verband und der VfL Kamen froh sein, solch vielversprechenden Profis beheimatet und ihnen die Chance gegeben zu haben, in höhere Sphären aufzusteigen.

Side Story - Doppelfinale

Die Endspiele im Doppel scheinen bei den Kamen Open derzeit nicht unter einem guten Stern zu stehen. Schon im Jahr 2022 musste das Finale ausfallen. Damals durften die beiden Ukrainer Ilya Beloborodko und Volodymyr Uzhylovskyi kampflos den Siegerpokal entgegennehmen. In diesem Jahr ist Beloborodko nun indirekt der Leidtragende. Weil sein georgischer Partner Aleksandre Metreveli verletzungsbedingt nicht antreten kann, muss er in diesem Jahr ohne Spiel mit dem 2. Platz vorliebnehmen. Metreveli ließ verlauten, dass ihn sein nächster Weg nun direkt zu einem vertrauten Arzt nach Bremen führen wird, um sich untersuchen zu lassen.

Der Ausfall des Doppelfinals hat auch Auswirkungen auf den Spielplan am Samstag. Bereits am Freitag feierten die beiden Nutznießer, der Bulgare Anthony Genov (Bild rechts) und der Russe Svyatoslav Gulin (Bild links) den Sieg und schicken Selfie-Grüße mit der Trophäe gen Heimat. Gulin hat sogar am Samstag mit einem Sieg die Chance, sich die Möglichkeit auf das Double aufrechtzuerhalten.   

Daily News, Freitag 30.06.

So langsam trennt sich die Spreu vom Weizen bei den 6. Kamen Open. Am Freitag entscheidet sich ab 11:00 Uhr in den Viertelfinals, wer weiter den Titel ins Visier nehmen darf.

Der Geheimfavorit Hynek Barton (ATP 610)? Ausgestattet mit einer Wildcard für die Qualifikation überzeugte der 19-jährige Tscheche bislang ausnahmslos in vier Partien. Der Comebacker Niels Visker (ATP 743)? Zwei Mal kam der Niederländer nach Satzrückstand zurück, drehte in Runde 1 gar ein 0:6, 2:5 noch in einen Sieg. Der Marathonmann Arthur Reymond (ATP 541)? Ganze drei Stünden brauchte der Franzose für seinen Sieg im Viertelfinale. Mit seinem Doppelpartner kämpfte er sich auch schon hauchdünn durch zwei lange Matches. Der Schnelle Hazem Naw (ATP 623)? Der Syrer aus Köln stand bisher in zwei Partien insgesamt nur 2:11 Stunden auf dem Platz. Er dürfte noch reichlich Reserven haben. Der Unscheinbare Svyetoslav Gulin (ATP 758)? Der Russe spielte noch nicht auf einem der Hauptcourts, schmiss aber den Topgesetzten Hady Habib (ATP 425) deutlich aus dem Turnier. Die Überraschung Mariano Dedura-Palomero (ATP 1.742)? Der 17-jährige Berliner überzeugte bislang mit unbekümmerten und wuchtigen Schlägen, denen auch der Nummer 2 des Turniers, Mats Rosenkranz (ATP 519) nicht gewachsen war. Er trifft am Freitag (nicht vor 15:00 Uhr) auf den bereits in der Side Story erwähnten Tom Gentzsch. Gut für das Turnier: Mindestens ein Lokalmatador ist auch am Samstag noch im Rennen.

150 Gäste bei „Kamen meets Tennis“

Knapp 150 Gäste waren am Donnerstag der Einladung der Stadt Kamen, des WTV und des VfL Tennis 1929 e.V. zu „Kamen meets Tennis“ bei Freibier und Würstchen gefolgt. Der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Kamen, Manfred Wiedemann, WTV-Präsident Robert Hampe und Jürgen Eilert, 2. Vorsitzender des VfL Kamen, betonten die Aufwertung des Turniers durch die Sanierung der Plätze, des Vereinsgeländes und der neuen Terrasse. Es waren sich alle einig, dass der Spitzensport für die Profis und Talente in den nächsten Jahren in Kamen ein zu Hause hat. Im Anschluss startete vor vielen Zuschauern und bei bestem Tenniswetter das Match des Tages.

Side Story - Tom Gentzsch

Der 19-Jährige Tom Gentzsch ist ein echter Vielspieler. Mit den Kamen Open hat der gebürtige Duisburger schon satte 21 ITF-Turniere in diesem Jahr auf dem Buckel. Das Ganze mit einer Bilanz von 17:20-Siegen. In der Nähe der Heimat scheint es für den Deutschen Vizemeister der U18-Junioren von 2021 gut zu laufen. Mit Kampfgeist und ein bisschen Glück setzte er sich im Viertelfinale gegen Junior Marc Majdandzic (TC Herford) in 2:23 Stunden mit 6:3, 4:6, 7:6 durch.

Kurz vor dem Turnier erreichte er mit Weltranglistenposition 710 sein bisher höchstes Ranking. Dazu beigetragen haben vor allem die vielen Matches und sein bisher einziger ITF-Titel 2022 in Trier. Der an Position 8 gesetzte Tom Gentzsch ist definitiv ein Anwärter auf den Siegerscheck in Höhe von 2.160 US-Dollar.

Bild: WTV

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